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Der Bildstil eines Fotografen

Was ist das und wieso ist es wichtig?

by Cora Jennissen

Was ist eigentlich ein Bildstil?

Den Bildstil zu beschreiben, ist eigentlich nicht so kompliziert. Ein Bild beeinflusst uns auf verschiedene Arten. Auf der einen Seite haben wir den Inhalt, also das, was auf dem Bild zu sehen ist, und die Umgebung. Auf der anderen Seite haben wir die formale Gestaltung des Bildes, also wie es gemacht wurde, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen. Der Stil eines Bildes kommt aus der konsequenten Anwendung verschiedener gestalterischer Elemente. Einzelne Bilder können unterschiedlich gestaltet sein, wie zum Beispiel aufwendig bearbeitete oder natürliche Bilder. Aber der eigentliche Bildstil entsteht, wenn die Gestaltungsideen auf verschiedene Motive und Situationen übertragen werden können und den Fotografen dahinter erkennbar machen – sogar ohne seinen Namen darauf zu sehen.

Man kann den Stil oder die Bildsprache eines Fotografen nicht allein an einem einzelnen Bild festmachen. Natürlich hat jedes Bild seinen eigenen Stil, aber der Stil eines Fotografen sollte reproduzierbar sein. Dafür braucht es eher eine Sammlung von Bildern, ein sogenanntes Portfolio, um wirklich von einem individuellen Bildstil sprechen zu können. Diese Konsistenz ermöglicht es, von einem Fotografen einen bestimmten Stil zu erwarten, der sich immer wieder zeigt und die Art und Weise beeinflusst, wie Bilder gestaltet werden.

Eigener Bildstil oder "Nachahmung"?

Am Anfang ihrer Karriere versuchen die meisten Fotografen oft, ihren Vorbildern nachzueifern. Das betrifft sowohl die Art, wie sie Fotos gestalten und Motive auswählen, als auch die Bildbearbeitung, die in der Tierfotografie, insbesondere in der Fine Art Tierfotografie, eine große Rolle spielt. Das ist völlig in Ordnung, um eine Vorstellung von den eigenen Erwartungen zu bekommen.

Wenn ein Fotograf also sein Vorbild imitiert, sich weiterentwickelt und viele Fotos macht, entwickelt sich normalerweise im Laufe der Zeit ein ganz eigener und einzigartiger Stil. Einige Fotografen bleiben ihr ganzes Leben lang ihren Vorbildern treu, aber ist das wirklich das, was wir wollen? Möchten wir nicht lieber unsere eigene kreative Richtung einschlagen? Denn wenn schließlich eine ganze Serie von verschiedenen Fotos eindeutig einem einzigen Fotografen zugeordnet werden kann, dann hat dieser definitiv seinen individuellen Stil gefunden und kann seine Bilder auf seine einzigartige Weise präsentieren.

Wieso ist ein individueller Bildstil wichtig?

Ein individueller Bildstil ist aus verschiedenen Gründen wichtig. Vor allem geht es darum, eine starke Wiedererkennung für die eigene Arbeit zu schaffen. Dies ist entscheidend, sowohl für potenzielle Kunden als auch für die Präsentation des Portfolios in den sozialen Medien. Es ist von großer Bedeutung, dass Menschen, auch wenn sie auf neue und ungewohnte Motive stoßen, die Bilder schnell und eindeutig dem Stil eines bestimmten Fotografen zuordnen können.

Es ist sicherlich einfacher, einen unverwechselbaren Stil zu entwickeln, indem man beispielsweise aufwendige Fine Art Bearbeitungen oder kreative Bildideen umsetzt, die einzigartig sind. Dennoch ist es auch möglich, sich mit unbearbeiteten, natürlichen Bildern einen Namen zu machen, wenn man konsequent bleibt und die „Natürlichkeit“ als Stilmittel nutzt, während man gleichzeitig beeindruckende Motive einfängt – das haben bereits viele talentierte Fotografen bewiesen.

Der zweite wichtige Aspekt betrifft den eigentlichen Beruf des Fotografen. Fotografen verkaufen Dienstleistungen, die noch nicht erbracht wurden. Sie verkaufen die Vorstellung einer Leistung. Daher ist es äußerst wichtig, dass potenzielle Kunden sich bereits vor der Buchung vorstellen können, wie die Bilder aus ihrem Fotoshooting aussehen werden. Sie sollten sich vorstellen können, ob die Bilder eher künstlerisch oder natürlich, lebhaft oder dezent, kontrastreich oder sanft sein werden. All diese gestalterischen Elemente können einem Fotografen dabei helfen, sich von anderen abzuheben und im Laufe der Zeit zu einem persönlichen Stil zusammenzufinden. Wenn diese Elemente jedoch bei jedem Bild unterschiedlich eingesetzt werden, fehlen Anhaltspunkte zur Identifizierung eines klaren Stils. Dies kann dazu führen, dass potenzielle Kunden zögern, eine Buchung vorzunehmen, weil sie sich nicht vorstellen können, was sie erwartet.

Ein paar Worte zum Schluss

Am Anfang meiner Selbstständigkeit und auf dem Weg zu meinem unverwechselbaren Fine Art Stil hatte ich leider immer mal wieder das Pech, dass sich neue Kunden vor der Buchung gar nicht mit meinem Bildstil beschäftigt haben. Das war natürlich besonders schade, da ich unfassbar viel Arbeit in jedes einzelne Bild gesteckt habe, um daraus ein einzigartiges Kunstwerk zu schaffen. Während ich mich in der Werbefotografie als Dienstleister auf die Bildsprache und den Bildlook meiner Kunden anpasse, habe ich mich in der Tierfotografie immer als Künstler gesehen, der einzigartige und hochwertige Werke erschafft. 

Wenn mein Kunde das nicht im Voraus weiß, weil er sich entweder mein Portfolio nicht richtig angesehen hat, weil ihm vielleicht ein Gutschein für ein Shooting geschenkt wurde obwohl er meine Arbeit gar nicht kennt oder ihm aus irgendeinem anderen Grund einfach die Information darüber fehlt, dass der Bildstil des Fine Art Fotografen seine Signatur und daher nicht verhandelbar ist, dann kann das natürlich schnell auf beiden Seiten zu Problemen führen. 

Der Kunde ist nicht glücklich mit den Bildern – und das ist keine Option, denn der Kunde soll ja am Ende glücklich sein. Andererseits ist es für den Fotografen immer wieder ein – ich muss das jetzt leider so drastisch ausdrücken, damit es ankommt – Schlag in die Fresse. Und mehrere Schläge in die Fresse verkraftet niemand so easy, ohne dabei an Kreativität und dem Spaß an der Arbeit einzubüßen. 

Die Erfahrung musste auch ich machen, als ich irgendwann feststellte, dass meine Bilder durch einige Fragen, ob ich nicht „natürlicher“ bearbeiten könnte, total langweilig geworden waren. Und das nervt mich, aber ich hatte es in der Zeit überhaupt nicht gemerkt. Es war komplett unterbewusst abgelaufen, bis mich eine Kollegin mit der Nase darauf gestoßen hat. Zum Glück habe ich es rechtzeitig erkannt und konnte mich wieder „on track“ bringen, aber so eine Zeit und darauf folgend so eine Erkenntnis wünsche ich wirklich niemandem.

Und das Wichtigste an dieser Stelle: Ich bin wirklich niemandem böse, dem mein Fine Art Stil nicht gefällt & der mich deshalb nicht bucht! Im Gegenteil: ich empfehle sogar mit Vergnügen geschätzte Kollegen, die andere Bildstile vertreten. 

Geschmäcker sind nunmal verschieden & ich will niemanden dazu zwingen, meine Bilder zu mögen. Das ist völlig okay!

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