Also, warum ist ein Fotograf so teuer? Weil wir alle geldgierige Menschen sind, die sich an ihrem Hobby bereichern wollen? Oder steckt vielleicht doch etwas mehr dahinter? Schauen wir mal hinter die Kulissen. Was für ein Zeitaufwand hat so ein Fotograf eigentlich für ein Shooting? Zuerst gibt es eine Anfrage von einem potentiellen Kunden. Das heißt also erstmal Email oder WhatsApp beantworten, Fragen beantworten, ggfs. telefonieren und Details abstimmen. Dann kommt die Buchung, Terminvereinbarung, Beratung für Outfit, Location und Co. Rechnen wir für diesen ganzen Prozess mal ca. 0,5 bis 1 Stunde im Schnitt.
Dann geht es weiter mit dem Shootingtag. An dem muss der Fotograf sein Equipment vorbereiten, alles zusammenpacken, Akkus und Speicherkarten checken. Die Anfahrt zum Shooting nimmt auch im Schnitt nochmal eine halbe Stunde ein, der Rückweg kommt auch noch dazu. Damit sind wir schon bei etwa 2h. Die Shootingzeit ist bei mir variabel, weil ich bei der Arbeit mit Tieren absolut flexibel sein möchte, um niemanden zu hetzen und auch nicht wenn die Bilder im Kasten sind noch zwanghaft weitermachen zu müssen. Das heißt aber auch, dass Shootings mit Location- und Outfitwechseln schon mal an die 2 Stunden dauern. Das macht dann schon 4 Stunden insgesamt.
Zuhause werden die Bilder auf den Computer gespielt, die Bilder werden für die erste Ansicht in meinem Stil grundoptimiert und eine Auswahl wird erstellt. Dabei bin ich schnell, effizient, und doch dauert auch das gerne mal 1-2 Stunden, je nachdem, wie lang und erfolgreich das Shooting war. Die Bilder werden in eine Auswahlgalerie exportiert und diese wird dann an den Kunden versandt. Mein Kunde wählt seine Bilder aus – die meisten zumindest machen das recht flott.
Manche brauchen länger dafür, da muss der Fotograf dann auch schon so 1-3x nachfragen, bevor es überhaupt eine Entscheidung gibt. Manchmal kommt noch Beratung dazu, wenn sich der Kunde nicht allein entscheiden kann. Wenn die Auswahl sehr lange dauert, bringt sie schon mal den gut durchorganisierten Zeitplan durcheinander. Deshalb berechne ich seit dem letzten Monat eine kleine Gebühr ab der 3. Woche, weil es für mich immer schwierig ist, wenn sich zu einem Zeitpunkt dann alles „knubbelt“. Wir sind also irgendwo bei 6 Stunden Zeitaufwand, +- 1 Stunde, je nach Kunden.
Wenn die Entscheidung getroffen wurde, kommt der Teil mit der Buchhaltung ins Spiel. Rechnung erstellen und auf den Zahlungseingang warten. Vorher gibts keine Bilder, die werden bei mir immer erst bearbeitet, wenn die Zahlung eingegangen ist. Die Buchhaltung geht bei mir zum Glück recht schnell dank meinem guten Buchhaltungstool, deshalb sind das nur ein paar Minuten, die in unserer Rechnung zu vernachlässigen sind.
Weiter geht’s mit der Bildbearbeitung. Meine Kunden entscheiden sich bei mir bewusst für einen Fine Art Stil, bei dem die Bilder künstlerisch und sehr hochwertig retuschiert und bearbeitet werden. Das braucht natürlich seine Zeit. Je nach Komplexität der Retusche und Bearbeitungsaufwand sitze ich an einem Bild oft ca. 30 Minuten – manchmal auch bis zu einer Stunde. Gehen wir mal davon aus, dass unser Kunde nur die vorab vereinbarte Anzahl Bilder bestellt – dann sind das weitere (mindestens) 1,5 Stunden Arbeit. Wir sind jetzt schon bei einem Arbeitsaufwand von etwa 7,5 Stunden.
Der letzte Schritt sind die Prints. Nachdem ich die digitalen Bilder versandt habe, muss ich die bei meinem Fachlabor bestellen, zahle einige Euro pro Bild weil ich meinen Kunden nur die besten Papiere zukommen lassen möchte, zusätzlich natürlich den Versand. Wenn die Prints hier ankommen packe ich sie schön ein, je nach Menge in eine Mappe oder einen Karton und verschicke sie – kleine Bestellungen als Brief, größere Bestellungen als Paket mit ein paar netten Goodies. Der ganze Prozess mit Bestellen, prüfen, verpacken und verschicken dauert auch gerne mal eine halbe Stunde. Damit wären wir jetzt bei 8 Stunden reinem Zeitaufwand für ein Shooting plus die Material- und Versandkosten für die Prints, die bei 3 Bildern zusammen etwa 15€ betragen.
Rechnen wir nun mal mit einem Pferdefotoshooting, das bei mir mit dem so oft genutzten Veröffentlichungsrabatt (der ein tolles Konzept ist und den es auch im nächsten Jahr geben wird!) 175,-€ kostet. Abzüglich der Kosten für die Prints sind es 160€. 160€/8 Stunden sind 20€ die Stunde. Bei einem Hundeshooting ist es weniger, aber der Zeitaufwand für Shooting und Bearbeitung ist üblicherweise auch geringer. Das ist natürlich definitiv kein schlechter Schnitt, aber auch nicht die Welt, denn…